Von der Schulbank in weniger als 9 Sekunden zu den niedersächsischen Landesmeisterschaften: für den 14-jährigen Paul Richter aus Lemwerder vor wenigen Monaten noch außerhalb der Vorstellungskraft, heute Realität. Olympia 2012, gebannt verfolgt Paul Richter das 100m-Finale der schnellsten Männer der Welt. „Einmal selbst ein großes Rennen bestreiten zu können, das war mein Traum.“
Olympia 2012, gebannt verfolgt Paul Richter das 100m-Finale der schnellsten Männer der Welt. „Einmal selbst ein großes Rennen bestreiten zu können, das war mein Traum.“
Ende Januar ist es soweit, Paul Richter nimmt für die SG akquinet Lemwerder an den Jugendhallenmeisterschaften im 60m-Sprint teil.
Seine Geschichte klingt wie ein Märchen, ausgelöst wurde sie beinahe zufällig. „Ab dem Sommer haben auf Initiative der SG akquinet Lemwerder die Eschhofschule und das Gymnasium Lemwerder eine Leichtathletik-AG ins Leben gerufen. Als Fan von Usain Bolt und Jonathan Blake war ich natürlich neugierig, bin hingegangen und habe damit wohl alles richtig gemacht.“ Paul trifft auf Gerold Christen, den AG-Leiter und der Trainer der SG akquinet-Jugendleichtathleten. Eine Begegnung der besonderen Art, wie Paul mit verschmitztem Lachen bekennt: „Gerold ist gefühlt doppelt so groß wie ich, zumindest ist er doppelt so schwer. Na ja, und sein Training war anders als Schulsport – doppelt so anstrengend.“ Ähnlich empfanden die anderen AG-Mitglieder. „Die Jungs und Mädchen haben sich fast unisono geäußert: macht Spaß, sehr abwechslungsreich aber auch sehr fordernd“, so Schulleiterin Marianne Weigel vom Gymnasium und Schulleiter Dirk Richter von der Eschhofschule Lemwerder.
Bei Paul machte es nach wenigen Einheiten bereits Klick. „Ich wusste – das ist mein Ding !“ Gerold Christen konnte ihn dann auch überzeugen, noch mehr in sein Talent zu investieren und zusätzlich am Training der SG akquinet-Jugendlichen teilzunehmen. „Das hat mich schon ein bisschen Überwindung gekostet, ich kannte ja niemanden.“ Der von Gerold Christen geförderte und geforderte Teamgeist unter den Athleten erleichterte ihm die Integration. „Außerdem bin ich ja fix unterwegs, das hilft immer im Sport“. Bereits in seinem ersten Wettkampf für die SG akquinet Anfang Dezember 2012 unterbot er die geforderte Qualifikationsnorm für die niedersächsischen Hallentitelwettkämpfe. Mittlerweile hat er das Kunststück noch zweimal wiederholt, was auch Gerold Christen ein wenig schwärmen lässt: „Paul hat Talent und Ehrgeiz. Er ist aber vor allem sehr motiviert und fleißig.“
Pauls Erfolge sind auch Erfolge der Schul-AG. In der schulübergreifenden Form einzigartig in der Wesermarsch und nach dem Willen ihrer Macher ausbaufähig. Im Vergleich zu früheren Jahren habe Schulsport eigentlich einen ganz neuen Stellenwert, findet SGaL-Vorsitzender Jörg Eisenhauer. Mittagessen, Hausaufgaben erledigen und dann zum Vereinstraining sei nicht mehr üblich. „Schul-, Arbeits- und Familienstrukturen haben sich verändert. Das müssen wir akzeptieren. Heute ist der Schulsport für viele der erste und oft einzige Berührungspunkt mit sportlichen Aktivitäten.“ Wollen Schulen aber fitte, aufmerksame Schüler mit gutem Sozialverhalten und Vereine bewegungsstarke Athleten, müsse man neue Wege beschreiten. „In Lemwerder werden Ganztagsschulen nachgefragt. Also müssen Vereine vermehrt mit Schulen kooperieren um hochwertige Sportangebote zu gewährleisten.“ Neben dem Brückenschlag von Schul- zu außerschulischem Sport hebt Schulleiterin Marianne Weigel auch die pädagogischen Aspekte der AG hervor. „Wer seine Kräfte im Sport misst, hat auch beim Vokabelpauken Vorteile.“ Immer mehr Studien belegen die positiven Auswirkungen sportlicher Aktivitäten. „Bei Bewegung wird die Durchblutung im Gehirn nachweislich verbessert und die Konzentrationsfähigkeit nimmt merklich zu.“ Schüler, die regelmäßig körperlich aktiv seien, stärken auch ihre Lernfähigkeit und die Lust am Lernen.
Die Leichtathletik-AG ist nicht nur aus Sicht der Schulleiter Richter und Weigel und der SG akquinet ein Schritt in die richtige Richtung. Der Niedersächsische Sportbund und die Sportjugend Niedersachsen haben 2012 eine Koordinierungsstelle für den Bereich Ganztagsschulen und Sportverein eingerichtet um die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und Vereinen zu unterstützen. Leiterin Britta Freese freut sich über das gelungene Projekt in Lemwerder: „Ich wünsche mir noch mehr Projekte dieser Art. Sie zeigen den zukünftigen Weg für qualifizierte Sportangebote in Ganztagsschulen.“ Besonders hervorzuheben sei das Engagement der SG akquinet Lemwerder. „Die AG in Lemwerder hat Vorbildcharakter. Ich bin beeindruckt, was ein kleiner Verein in kurzer Zeit bewegt hat und hoffe, dass sich die AG etabliert und man auch noch in Jahren von ihr hört.“ Und vielleicht von ähnlich hoffnungsvollen Talenten wie Paul Richter.
hier geht es zum Bericht aus DIE NORDDEUTSCHE…
hier der Bericht aus der NWZ …